
Im ersten Halbjahr 2025 hat sich in Niedersachsen ein deutlicher Trend abgezeichnet: Immer mehr Bürgerinnen und Bürger nehmen ihre Datenschutzrechte ernst und wenden sich bei Verdachtsfällen an die zuständige Behörde.
Der Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen (LfD) meldet einen sprunghaften Anstieg der Beschwerden um rund 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Während von Januar bis Juni
2024 noch 1.186 Beschwerden eingingen, waren es im gleichen Zeitraum 2025 bereits 1.689.
Diese Entwicklung zeigt, dass das Bewusstsein für Datenschutz in der Bevölkerung weiter wächst. „Die Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen nehmen den Datenschutz ernst und werden aktiv, wenn
sie ihre Grundrechte verletzt sehen“, betont Denis Lehmkemper, der Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen. Besonders auffällig ist der Anstieg der Beschwerden im Bereich der
Videoüberwachung im privaten Umfeld. Immer häufiger fühlen sich Menschen durch Kameras von Nachbarn gestört, die auch angrenzende Grundstücke oder öffentliche Bereiche erfassen. Hier zeigt sich,
wie sensibel das Thema Privatsphäre im Alltag geworden ist.
Doch nicht nur im privaten Bereich gibt es mehr Beschwerden. Auch in den Sektoren Gesundheit, Soziales, Kommunen, Immobilien, Auskunfteien, Finanzwirtschaft und Adresshandel registrierte die
Behörde einen deutlichen Zuwachs an Meldungen. Diese Entwicklung ist kein niedersächsisches Phänomen: Auch andere Bundesländer berichten von steigenden Beschwerdezahlen.
Ein weiteres zentrales Thema bleibt die Meldung von Datenschutzverletzungen, sogenannten Datenpannen. Unternehmen und öffentliche Stellen sind laut Datenschutz-Grundverordnung verpflichtet,
solche Vorfälle umgehend zu melden. Im ersten Halbjahr 2025 gingen beim LfD Niedersachsen 276 Meldungen von öffentlichen Stellen (wie Kommunen und Behörden) sowie 507 Meldungen von
nicht-öffentlichen Stellen (wie Unternehmen oder Verbänden) ein. Im Vorjahreszeitraum waren es 355 Meldungen aus dem öffentlichen und 421 aus dem nicht-öffentlichen Bereich. Während die Zahl der
Meldungen aus dem öffentlichen Bereich leicht zurückging, stieg sie im nicht-öffentlichen Bereich deutlich an.
Den Grund für die steigende Zahl an Beschwerden und Datenpannen sieht Lehmkemper in der fortschreitenden Digitalisierung von Wirtschaft und Verwaltung. „Wenn mehr personenbezogene Daten fließen,
steigt auch das Risiko von Datenschutzverletzungen. Zurecht nimmt auch die Sensibilität der Menschen in Niedersachsen dafür zu. Umso wichtiger ist es, bereits in der Entwicklungsphase von
digitalen Systemen und Prozessen den Datenschutz mitzudenken“, so Lehmkemper.
Die Zahlen machen deutlich: Datenschutz ist längst kein Nischenthema mehr, sondern betrifft alle Lebensbereiche. Die Menschen in Niedersachsen sind wachsamer geworden und fordern ihre Rechte ein.
Für Unternehmen und Behörden bedeutet das, Datenschutz nicht als lästige Pflicht, sondern als integralen Bestandteil ihrer Arbeit zu begreifen. Nur so kann das Vertrauen der Bürgerinnen und
Bürger in die digitale Gesellschaft gestärkt werden.
Die Entwicklung in Niedersachsen ist ein Spiegelbild für ganz Deutschland: Die Digitalisierung schreitet voran, und mit ihr wachsen die Herausforderungen im Umgang mit personenbezogenen Daten.
Die steigende Zahl der Beschwerden zeigt, dass die Menschen nicht bereit sind, Kompromisse bei ihren Grundrechten einzugehen. Datenschutz bleibt damit ein zentrales Thema – heute und in Zukunft.
Angaben zum Beitrag:
Verfasser: Erik Delfs
Quellenangaben/Originale Meldung:
Bildquelle: KI/AI
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